Aus Bäumen Kleider machen
Holz für Bekleidung gegen Mikroplastik
Mit Blick auf die Klimaschutzziele, die Schonung der Umwelt, den Erhalt unseres Planeten inklusive der Sicherung der Rohstoffverfügbarkeit für nachfolgende Generationen wird ein nachhaltiger und ressourcenschonender Rohstoff- und Materialeinsatz in der Forst- und Holzwirtschaft immer wichtiger. Die nachhaltige Nutzung dieses nachwachsenden Rohstoffs leistet einen großen Beitrag zum Klimaschutz. Die Nachhaltigkeit beginnt aber nicht erst bei der Nutzung, sondern schon viel früher, genauer bereits im Wald selbst. Mit einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung ist es möglich die viel geschichteten ökonomischen, ökologischen und sozialen Leistungen des Waldes auch und besonders für zukünftige Generationen zu sichern. Was heißt aber nachhaltige Waldwirtschaft genau? Dem Wald wird stets nur so viel Holz entnommen wie dauerhaft wieder nachwachsen kann. Der Waldzertifizierung kommt dabei eine große Bedeutung zu. Mit speziellen, unabhängigen Zertifizierungssysteme wie dem FSC können sich Waldbesitzer ihre nachhaltige Waldbewirtschaftung dokumentieren lassen. Bei Holz aus FSC zertifizierten Mischwäldern wird auf eine künstliche Bewässerung und dem Einsatz von Pestiziden verzichtet, ideale Voraussetzungen für die Textilherstellung, wenn es gelänge aus Holz solche Fasern zu gewinnen, aus denen Kleidung hergestellt werden kann. Und es gelingt: Lyocell-Tencel ist heute in aller Munde.
Was verbirgt sich hinter Lyocell – Tencel?
Doch was verbirgt sich dahinter? Lyocell, auch bekannt unter dem Markennamen Tencel, gilt heute als der Trendstoff für nachhaltige Mode. Lyocell ist die Bezeichnung für eine Faser, die von der österreichischen Firma Lenzing unter dem Markennamen Tencel produziert wird. Kleidung aus Tencel kommt heute immer häufiger bei nachhaltigen Modelabels in der Slow Fashion Produktion zum Einsatz. Die Basis dieser Faser ist Zellulose, die aus dem Holz unter Einsatz organischer Lösungsmittel herausgelöst wird. Kleidung aus Tencel ist biologisch abbaubar, könnte ohne Weiteres entsorgt werden, wenn das Kleidungsstück aus 100 Prozent dieser Faser besteht. Nach Aussagen des österreichischen Herstellers zerfällt ein Stoff aus Lyocellfasern ohne jegliche schädliche Rückstände. Das Holz für die Zellulosefaser stammt bei dieser Firma ausschließlich aus nachhaltig und legal bewirtschafteten Wäldern, die mit den Gütesiegeln FSC oder PEFC zertifiziert sind. Rund um die Fertigung der Textilfasern achtet der Hersteller nach eigenen Aussagen auf umweltschonende Prozesse. So gelingt es, dass bei der Lyocell Produktion bis zu 20 mal weniger Wasser, bis zu fünfmal weniger Land und bis zu 20 mal weniger CO2-Ausstoß als bei der konventionellen Baumwollproduktion verbraucht werden.
Wie werden die Fasern hergestellt?
Es ist der Eukalyptusbaum, aus dem die Zellulose für die Tencel Faser gewonnen wird. Der Rohstoff ist im Unterschied zu Baumwolle sehr pflegeleicht im Anbau, sehr robust und benötigt weder Pestizide noch künstliche Bewässerung. Zur besseren Veranschaulichung. Auf einer Fläche von etwa 6 Quadratmeter können aus dem Holz des Eukalyptus bis zu 10 T-Shirts gewonnen werden, während man bei der gleich großen Fläche aus Baumwolle nur 1 T-Shirt herausbekommt. Baumwolle verbraucht pro T-Shirt bis zu 2.000 Liter Wasser, Tencel kommt vergleichsweise mit einem 10- bis 20-fach geringerem Wasserverbrauch aus. Beim Eukalyptus-Anbau werden zudem landwirtschaftliche Flächen genutzt, die sich nicht für den Nahrungsmittelanbau eignen. Tencel wird in einem nahezu geschlossenen Kreislauf produziert. Dafür wird das Holz zu Schnipseln zerkleinert, kommt dann eine Lösung aus Aminoxiden. Dort löst sich die Zellulose ab. Aus der Lösung wird dann die fertige Kunstfaser gesponnen. Dabei können die verwendeten Mittel bis zu 99,8 Prozent aufgefangen und weiter verwendet werden. Der Produktionsprozess des österreichischen Unternehmens bekam von der EU für seine Nachhaltigkeit in der Faserherstellung den „European Award for the Environment“.

Die nachhaltigste Pflanze auf dem Markt
Tencel gilt zu Recht aufgrund ihrer Vorteile für den Umweltschutz und den Erhalt des Planeten als die derzeit nachhaltigste Faser. Die Fasern werden in einem physischen Verfahren hergestellt, bei dem ein umweltschonendes Lösungsmittel verwendet wird. Emissionen werden durch den Kreislaufprozess deutlich reduziert. Dazu werden Lösungsmittel und Wasser im Prozess nahezu komplett recycelt. Lyocell ist zudem biologisch abbaubar.
Lyocell hat sogar noch mehr zu bieten
Nicht nur hinsichtlich der Nachhaltigkeit hat Lyocell eine ganze Menge zu bieten. Die Faser kann auch Feuchtigkeit speichern und vom Körper ableiten. Im Vergleich zu Baumwolle nimmt nachhaltige Kleidung aus Tencel etwa 50 Prozent mehr Wasser auf, wodurch unangenehme Gerüche und die Bilden von Bakterien vermieden werden können. Dadurch kommt ein weiteres Kriterium der Nachhaltigkeit zum Tragen: Kleidungsstücke aus Tencel brauchen nicht so oft gewaschen werden. Auch vom Tragekomfort her können die Lyocell Fasern überzeugen. Durch den leichten Fall und der glatten Oberfläche kommt das Tragegefühl schon dem der Seide nahe, Hautreizungen können erfolgreich verhindert werden. So ist das Material auch für Allergiker und Menschen mit Neurodermitis eine Option.Welche Produkte bestehen aus dieser Faser?
Lyocellfasern lassen sich heute zu unterschiedlichen Stoffarten verarbeiten, neben glatten Stoffen auch zu festem Jeansstoff oder weichem Gewebe mit einer eher flauschigen Oberfläche. Stoffe aus Tencel Fasern können dir heute in verschiedenen Kleidungsstücken begegnen, dazu gehören Hemden, Blusen, T-Shirts oder Kleider, aber auch Hosen und Jeanswear. Aber auch für Unterwäsche, Handtücher, funktionelle Sportbekleidung und Bettwäsche werden die Fasern aus Holz verwendet.